Der Begründer dieser Therapie sagte, dass der körperlichen Manifestation von Krankheit schon lange eine Disharmonie auf der so genannten feinstofflichen Ebene vorausgeht. Die Techniken der Craniosacral-Therapie zielen auf eine größtmögliche Harmonisierung der pulsierenden Energie und damit auch auf die Aktivierung und Anregung der körpereigenen Heilkräfte. "Jedes lebende Gewebe hat die Fähigkeit, sich zu bewegen. Jede lebende Zelle pulsiert. Leben ist Bewegung", sagt Olina Nesporova, mit der wir einen Blick unter die Haube der Craniosacral-Therapie werfen.
Wie würden Sie das Prinzip der Craniosacral-Therapie einfach beschreiben?
Im Kern unseres Körpers gibt es eine Infrastruktur aus Flüssigkeiten und Geweben, die abwechselnd sanfte, rhythmische Bewegungen ausdrückt. Alle Zellen des Körpers reagieren auf diese rhythmische "Atmung". Das zentrale Nervensystem und der Liquor, der es umspült, bewegen sich zum Beispiel auch rhythmisch. Die Schädelknochen und ihre Bewegung sind eng mit dem umgebenden Gewebe und dem System der Membranen verbunden, die die Innenseite der Schädelknochen auskleiden. Das Kreuzbein ist Teil dieses Systems. Und diese Erklärung bringt uns zum Namen dieser systemischen, ganzheitlichen Therapie, denn Cranium bedeutet Schädel, daher "Cranio", und Sacrum ist das Kreuzbein, daher "Sacral".
Was ist also die Aufgabe des Therapeuten?
Der Therapeut nimmt durch seine sensiblen, geschulten Hände und durch sein bewusstes Zuhören diese sehr subtilen Bewegungen wahr, die für ihn eine Quelle wichtiger klinischer Informationen sind. Die Orientierung oder das, was der Therapeut hört, ist wichtig, denn wie in zwischenmenschlichen Beziehungen spricht auch bei Berührungstherapien - wie der craniosacralen Biodynamik - das, was wir hören, zu uns. Geduldig, respektvoll, akzeptierend, ohne etwas ändern zu wollen. Der Therapeut versucht also, auf die Gesundheit und die universellen Heilkräfte im System des Klienten zu hören. Es handelt sich um einen sanften, nicht invasiven Kontakt mit den Händen an verschiedenen Stellen des Körpers des Klienten, ohne in irgendeiner Weise in das System einzugreifen oder zu versuchen, etwas zu verändern oder hinzuzufügen.
Was ist die beabsichtigte Wirkung?
Das Ziel der craniosacralen Biodynamik ist die Wiederherstellung des Gleichgewichts, die Förderung eines harmonischen Ausdrucks der Gesundheit, die Beseitigung von Spannungsfeldern, die Förderung des oben beschriebenen rhythmischen Flusses in Bereichen, in denen sein Fluss geschwächt oder sogar gestoppt wurde, in denen Körperflüssigkeiten eingedickt oder verkleistert wurden und in denen die natürliche Mobilität und Motilität (Fähigkeit zum Ein- und Ausatmen) von Zellen, Geweben oder Körperstrukturen eingeschränkt wurde.
Wie kann eine solche Therapie einem Menschen helfen? Kann sie Körper und Seele heilen?
Schon der Name der ganzheitlichen Therapie ist die Antwort auf diese Frage. Ja, die Craniosacral-Therapie ist ein systemischer Ansatz, sie betrachtet das System des Klienten (einschließlich Körper-Geist-Seele) als Ganzes und ermutigt den Klienten, sich als Ganzes zu regulieren und zu heilen. Die Craniosacral-Therapie arbeitet an den Ursachen und Wurzeln der Symptome, nicht an den Auswirkungen. Sie wirkt bei einer Reihe von akuten und chronischen Erkrankungen und hilft, körperliche und emotionale Traumata zu verarbeiten. Es ist für alle Altersgruppen geeignet.
Wo liegen die Wurzeln dieses Prinzips?
Der amerikanische Osteopath Dr. William G. Sutherland, der an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert lebte, gilt als Begründer dieser Therapie. Es ist jedoch bekannt, dass sich Hinweise auf die Arbeit mit dem kraniosakralen System und dem Liquor bereits in altägyptischen oder peruanischen Quellen finden, und die Quanten-Mittellinie, an der wir uns in der Biodynamik orientieren, ist bereits in traditionellen Medizinsystemen wie der chinesischen, indischen oder tibetischen Medizin beschrieben.
Wer gibt bei all dem die Richtung vor, und gibt es einen universellen Ansatz?
Es ist das System des Klienten, das den Ton und die Richtung der Arbeit vorgibt, nicht der Therapeut. Die Craniosacral-Therapie lehnt sich an den therapeutischen Ansatz des Begründers des "Focusing", Eugene Gendlin, an, bei dem es um das Erspüren von Empfindungen und Emotionen auf der Ebene unseres Körpers geht. Es ist unsere gesamte innere Erfahrung. Körperliche Empfindungen sind stabiler als Gedanken und Gefühle, die unbeständig sind. Indem die Aufmerksamkeit von den Gedanken und Gefühlen auf die körperlichen Erfahrungen gelenkt wird, verlangsamt sich die Verarbeitung und der Klient wird auf den gegenwärtigen Moment ausgerichtet. Wir arbeiten mit dem zentralen Nervensystem, insbesondere mit dem autonomen Teil davon. Ist das System des Klienten sehr erschöpft, überfordert und aktiviert oder umgekehrt blockiert mit viel Spannung im Gewebe, kann es mehrere Sitzungen brauchen, bis das System des Klienten in einen Ruhezustand eintreten kann, einen Moment der Selbstregulierung und Selbstheilung. Es gibt kein ideales Modell der Gesundheit, wir alle haben eine Geschichte. Was wir jedoch anstreben, ist ein fließendes System, das mit den Ressourcen und der Gesundheit in Verbindung steht. Unterschiedliche Organismen kapseln die Geschichte auf unterschiedliche Weise ein. Und ebenso wird es auf unterschiedliche Weise freigesetzt. Jedes System hat also einen eigenen Heilungsplan. Manche Behandlungen sind also ausdrücklich nährend, ermächtigend, ressourcenorientiert, während andere heilsam sind, Blockaden lösen und die verschiedenen Überzeugungen auflösen, die unsere Lebenseinstellung und -weise bestimmen. Heilung findet also auf vielen Ebenen statt.
OLINA NEŠPOROVÁ
Neben therapeutischem Yoga praktiziert sie auch Craniosacral-Therapie. Sie organisiert auch ayurvedische Kochkurse und andere Programme zur Selbstentwicklung in Rasovice in der Region Kutnohorskie. Mehr unter: www.levandulovachaloupka.cz