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Barbara Miller: Weihnachten, oder andere Feiertage figurmäßig heil überstehen
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Barbara Miller: Weihnachten, oder andere Feiertage figurmäßig heil überstehen

Die meisten von uns kennen das: so schön Geburtstage, Jubiläen, Firmenfeste und Feiertage wie Weihnachten sind, und so leckere Dinge es dann gibt, die man sich sonst nicht gönnt, die Waage vergällt einem im Nachhinein den ganzen Spaß. Nachfolgend ein paar Tipps und Tricks von der Ärztin Barbara Miller damit der „Futterkater“ danach nicht zu heftig ausfällt.

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Was sind die Übeltäter aus medizinischer Sicht? Ein langsamer Stoffwechsel, Entzündungen und hoher Blutzucker. Der Reihe nach:

Unser Stoffwechsel ist die Fähigkeit, mit Hilfe von Energie (Kalorien) etwas zu produzieren: Entweder Stoffe wie Hormone und Enzyme oder Kraft für Muskelbewegungen oder Wärmeenergie (damit uns nicht ständig kalt ist). Ist der Stoffwechsel verlangsamt, funktionieren die o.g. Funktionen nur leidlich und ein großer Teil der geschluckten Kalorien wird in die Fettdepots eingelagert.

Die größte Bremse für den Stoffwechsel sind Nährstoffdefizite. Wenn die z.B. Hormonfabriken nicht mit den Rohstoffen, aus denen Hormone zusammengestöpselt werden, beliefert werden, gibt es weniger oder gar keine Hormone mit entsprechenden Konsequenzen. Das gilt für alle Substanzen, die der Körper herstellen soll und die den Stoffwechsel ankurbeln. Ich empfehle all meinen Patienten Vitamine, Mineralstoffe, Aminosäuren und Omega 3 täglich zu nehmen. Außerdem viel Blattgemüse, Gemüse und Sprossen roh zu essen, denn das sind wahre Nährstoffbomben. Sobald wir sie kochen, dämpfen, braten, backen oder (Graus!) frittieren, zerstören wir die Nährstoffe und hinterlassen nur leere Kalorien.

Entzündungen verursachen ein Milieu, mit wenig Sauerstoff in diesem Bereich (Darm, Gelenke, Halschmerzen, etc.) was zu Übersäuerung führt, und damit werden Fett und Kohlenhydrate schlecht abgebaut und als Fett eingelagert. Yuck! Entzündungen wirken wir wiederum mit Nährstoffen entgegen, Nährstoffen einer ganz bestimmten Sorte: den Antioxidantien. Sie verhindern und reparieren Schäden, die durch Toxine, Sauerstoffradikale, Schwermetalle entstehen. Nebenbei reduzieren sie Schmerzen und Schwellungen. Das sind Stoffe, wie Astaxanthin, Glutathion, Vitamin C, Resveratrol, OPC und, und, und. Auch diese sollten täglich auf dem Pillenplan stehen, denn unsere Früchte und Gemüse sind meistens bereits kurz nach der Ernte ziemlich leergesaugt bezüglich Antioxidantien. Sie werden ratz fatz verbraucht um den Welkprozess (und damit das Sterben der Zellen) zu verlangsamen.

Und zuletzt mein Lieblingsthema: hoher Blutzucker. Ich bin immer wieder erstaunt, wie häufig äußerlich „gesunde“, schlanke Neupatienten bei der Laborkontrolle erhöhte Langzeitblutzuckerwerte aufzeigen. Nicht umsonst wurde der Begriff, während meiner Studienzeit vor zig Jahren (ich sage nicht wieviel) noch verwendet, längst aus dem Medizinervokabular gestrichen: Altersdiabetes. Da es immer mehr jüngere Menschen trifft, einigte man sich auf den neuen Namen Typ II Diabetes. Hm. Bereits Jahre bevor die Krankheit ausbricht, hat man ständig leicht erhöhte Werte. Da der Zucker im Blut Gefäßwände schädigt und damit auch die Organzellen, die neben dem Blutgefäß leben und auf Anlieferung von Sauerstoff und Nährstoffen angewiesen sind, produziert die Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin, das wie die Pizzaboten die Pizzen (den Blutzucker), durch die Stadteile (Organe) fährt, an den Türen der Häuser (Zellen) klingelt (Rezeptor für das Insulin) und wenn die Tür aufgeht, die Pizza hineinschiebt. In der Zelle wird dann der Zucker für Prozesse wie Energiegewinnung verwendet. 

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Nun ernährt sich die Person, deren Körper wir unter dem Mikroskop beobachten, wie die meisten Menschen heutzutage: Viel Kochkost, viel industriell gefertigte Kost, Süßes, insgesamt zu kohlenhydratlastig. Die Kohlenhydrate (Brot, Nudeln, Kartoffeln, Reis, Kuchen, Schokolade etc.) werden im Darm zu Einfachzuckern gespalten, von der Darmschleimhaut ins Blut geschleudert und der Pizzaprozess geht los. Wenn aber viele, viele Pizzaboten ständig Pizzen durch die Gegend fahren, haben die Bewohner in den Häusern irgendwann genug von Pizza. Und das ständige Klingeln nervt. Also werden die Klingeln abgebaut. Das nennen wir dann Insulinresistenz. Durch die Straßen irren unzählige Pizzaboten und keiner öffnet. Der Blutzucker bleibt hoch und die Gefäße nehmen Schaden. Was wirklich unglücklich ist, ist dass die meisten Zellen (inkl. der grauen Gehirnzellen) insulinresistent werden, die Fettzellen aber kaum. Die haben praktisch ihre Türen immer offen und sind somit Dauerabnehmer des Zuckers, den sie fleißig zu Fett umwandeln.

Währenddessen wird es in den Häusern mit funktionslosen Klingeln langsam kalt und dunkel. Eigentlich bräuchten die Zellen nun Zucker, aber sie bekommen ja nicht mit, wenn draußen Pizza vorbeigetragen wird. Sie schicken Protestnoten an die Schaltzentrale im Gehirn, diese folgert: uns fehlt Energie und produziert Hormone, die uns HUNGER signalisieren. Wir stopfen uns voll und wieder gehen die Organzellen leer aus, die Fettzellen freuen sich. Das ist ein perfekter Teufelskreis. Durchbrochen wird er mit viel nährstoffreicher, aber kalorienarmer Nahrung: z.B. mit grünen Säften und Smoothies. Während ich das schreibe, trinke ich einen Saft aus Spinatblättern, roter Beete, Brokkolisprossen, frischer Kurkuma- und Ingwerwurzel, Cayenne und schwarzem Pfeffer, einer halben Zitrone (mit Schale – natürlich alles bio) und einem halben Granny Smith Apfel (sehr sauer, die süßen Sorten sind tabu, denn die Fruchtsüße verursacht auf direktem Wege Insulinresistenz). Ein Löffel MCT Öl (aus Kokosöl), fungiert als Taxi für die Nährstoffe durch die Darmschleimhaut und kurbelt als Energielieferant nebenbei den Stoffwechsel an.

Ich empfehle meinen Patienten, sich einen Glucosesensor zu gönnen, den man am Oberarm anbringt (so groß wie eine kleine Münze). Dieser überträgt minutengenau den Blutzucker aufs Smartphone. Das Ziel ist, egal was man isst, zwischen 70 und 130 mg/dl zu liegen. Gehen die Werte darüber hinaus, gilt es kohlenhydratärmer zu leben. Es dauert seine Zeit, bis ein konstant niedrigerer Blutzucker dazu führt, dass die Hausbewohner ihre Klingeln wieder installieren, aber es passiert! Und die Gefahr eine zusätzliche gesundheitliche Baustelle in der Zukunft aufzutun ist gebannt.

Was kann man kurzfristig tun? Nicht pasteurisierten (enthält gesunde Bakterien, die dem Darm guttun) Apfelessig zu trinken. Bloß nicht pur, das würde die Schleimhaut im Hals verbrennen, sondern verdünnt. 1 EL in ein Glas Wasser vor einer Mahlzeit reduziert messbar die Blutzuckerantwort des Körpers.

Jetzt aber zurück zum Weihnachtsbraten.

Meine Empfehlungen sind: so früh wie möglich vor den Feiertagen mit der regelmäßigen Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und Antioxidantien beginnen. Viel klares Wasser trinken (wer innerlich zugekleistert ist und eingedicktes Blut hat, ist übersäuert). Vor den Mahlzeiten Wasser mit Apfelessig trinken. Das reduziert nicht nur den Blutzucker, sondern auch das Hungergefühl, die Portionen fallen kleiner aus. Und vor dem Schlafengehen Probiotika (lebende gute Bakterien für den Darm) mit dem letzten Glas Apfelessig herunterspülen.

Ist das Gelage vorbei kommt man schnell wieder in Form, wenn man einige Tage das Abendessen einfach ausfallen lässt. Wer mittags zuletzt isst, seine Vitaminpillen schluckt, vor dem Schlafengehen ein Probiotikum und Apfelessig zu sich nimmt und ein, besser zwei Stunden vor Mitternacht schlafen geht (Schlafmangel führt zu Übergewicht und nur die Stunden vor Mitternacht führen im Schlaf zu Reparatur und Regeneration der Zellen) wird praktisch garantiert mit weniger Gewicht aufwachen als am Morgen davor.

 

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Dr. Barbara Miller

Ärztin für ganzheitliche Medizin
Berlin, Deutschland