Sie haben Erfahrung im Hotelmanagement in acht Ländern. Was war für Sie die größte Herausforderung und warum?
Abgesehen von den Umständen vieler Umzüge für die Familie, stellt jede Aufgabe eine neue Herausforderung dar. Im Besonderen sind Hoteleröffnungen und Renovierungen immer eine überaus motivierende und anspruchsvolle Aufgabe. Es geht darum, ein Geschäftsmodell so umzusetzen, dass es für die Gäste, Mitarbeiter und Investoren ein Erfolg wird.
Unterscheiden sich die Prioritäten des Hotelservices und die Anforderungen der Gäste in den Hotels, in denen Sie gearbeitet haben?
Darauf kann ich nur allgemein antworten, dass jeder Gast, egal in welchem Land oder in welchem Hotel, individuelle Erwartungen hat, die erfüllt werden müssen. Natürlich unterscheiden sich diese Erwartungen je nach Typ und Kategorie jedes Hauses. Ein weiterer Faktor für den Erfolg ist das Verständnis kultureller Unterschiede je nach Herkunft des Gastes.
Sie arbeiten seit sechs Jahren in Tschechien als Hoteldirektor des Falkensteiner Spa Resorts Mariánské Lázně. Wie unterscheiden sich die tschechischen Gäste von den ausländischen Gästen?
Die Stadt Mariánské Lázně ist für viele tschechische Gäste wegen der geografischen Lage immer noch ein Geheimtipp. Die vielen Tschechen, die die Stadt in den letzten Jahren aufgrund von internationalen Reisebeschränkungen entdeckt haben, sind begeistert von der Schönheit und der Vielfalt an Möglichkeiten, die hier geboten werden. Und konkret im Falkensteiner Spa Resort überzeugen wir die Gäste mit dem spannenden Kontrast eines historischen Gebäudes und moderner und zeitgemäßer Innenausstattung, und vor allem mit einem außergewöhnlichen Angebot im Spa und in der Gastronomie.
Sie haben auch in Deutschland gearbeitet. Können Sie kurz die Besonderheiten des deutschen und tschechischen Hotelmarktes beschreiben?
Es gibt viele Unterschiede, einer der wichtigsten ist die Präsenz internationaler Ketten, die in Deutschland in allen Hotelkategorien wesentlich ausgeprägter ist. In Tschechien hingegen, und vor allem im Westen in der Bäderregion, überwiegen privat geführte und unabhängige Hotels.
Wie wirken sich die wirtschaftlichen und politischen Veränderungen auf eine Jahrhunderte alte Kurstadt wie Mariánské Lázně aus?
Das Verhalten und die Anforderungen der traditionellen Kurgäste von Mariánské Lázně wandelt sich schnell. Die Nachkriegsgeneration, die mit 50 Jahren nach Jahrzehnten schwerer Arbeit mit erheblichen körperlichen Beschwerden zu einer 2-wöchigen Kur anreiste, wird naturlich weniger. Die neuen Generationen reisen anders, haben konkrete und gezielte Erwartungen und sind aktiver involviert in der Umsetzung der Behandlungsprogramme. Der Gast wird kritischer und ist immer besser informiert. Gleichzeitig ändern sich auch die Anforderungen, Zivilisationskrankheiten sind in der Überzahl, auch auffallend viele junge Gäste brauchen Hilfe.
Mussten Sie aufgrund dieser Wandlung Ihre Hotelstrategie in Bezug auf das Produkt- und Dienstleistungsangebot ändern? Können Sie einige Beispiele nennen?
Natürlich. Die Neuorientierung des Hotels hat schon vor Jahren begonnen, Teil dieser Strategie war die weitgehende Renovierung und die Aufwertung zur 5-Sterne Kategorie. Wir haben alle Berührungspunkte des Gastes mit dem Hotel grundsätzlich überdacht, und eine detaillierte Erneuerung der Angebotskonzepte in allen Bereichen umgesetzt. Im Mittelpunkt der Neuerungen stand die Ausstattung des Medical Spa – mit zahlreichen neuen Therapien von der Burn- Out-Prävention bis hin zu spezifischen Programmen für gesundete Krebspatient(inn)en. Ein wesentlicher Aspekt der Neuerungen, der uns von anderen Häusern klar unterscheidet, ist das gastronomische Angebot. Unser intern entwickeltes Konzept „Balance Vital Küche“ bietet höchstes kulinarisches Niveau auf der Grundlage einer gesundheitsbewussten Ernährung. Dieses Programm werden wir künftig für die systematische Umstellung der Ernährungsgewohnheiten mit qualifizierter Beratung und Begleitung weiterentwickeln, damit der Gast auch zu Hause erfolgreich an ihnen festhalten kann.
Wohin steuert die Hotelbranche Ihrer Meinung nach jetzt und was wird für ihre weitere Prosperität entscheidend sein?
Die Definition maßgeschneiderter Hotelkonzepte mit präziser Ausrichtung an genau definierten Zielgruppen wird immer wichtiger, ein guter Standort allein reicht nicht mehr aus, um sich erfolgreich im Wettbewerb zu behaupten. Ein kritischer Faktor im gesamten Bereich des Tourismus sind qualifizierte Mitarbeiter, die mittlerweile die Wirtschaftlichkeit des Betriebs maßgeblich beeinflussen.
Reinhard Wall je od května 2016 generálním ředitelem hotelu Falkensteiner Spa Resort v Mariánských Lázních. V minulosti pracoval v hotelovém managementu v dalších sedmi zemích (Rakousko, Německo, Španělsko, Venezuela, Nikaragua, Honduras, Brazílie). Hovoří plynně německy, anglicky, španělsky a francouzsky. Vystudoval Höhere Lehranstalt für Tourismus (Vyšší odbornou školu cestovního ruchu) v Bad Ischelu a jeho životním mottem je: "The sky is no limit."